Gräser & Grünland

In Deutschland sind ca. 28% der Nutzflächen Grünland. Es erfüllt Funktionen, die weit über eine landwirtschaftliche Nutzung hinausgehen. Grünland ist ein guter Bodenschutz, vor allem in Hanglagen verhindern Wiesen und Weiden, das Boden abgetragen wird. Wiesen und Weiden reinigen das Trinkwasser und bieten Schutz vor Nährstoffaustrag. Wiesen und Weiden sind Lebensraum vieler Tiere und Pflanzen. Grünland sind in erster Linie landwirtschaftlich genutzte Wiesen und Weiden.

Deutschland sind Betriebe mit hohem Grünlandanteil vor allem im norddeutschen Küstengebiet und entlang der Flüsse zu finden. Auch die Flächen in den Mittelgebirgslagen z.B im oberen Ost-Erzgebirge, mit Niederschlagsmengen von 900-1200 mm im Jahr, sind zumeist Grünland.

Gräser im Grünland


Für hohe Leistungen in der Milchviehhaltung sind Pflanzen von entscheidender Bedeutung, die Futter von hoher Qualität und hohem Energiegehalt liefern. Grünlandnarben bestehen aus einer Vielzahl von Gräser-, Kräuter- und Leguminosenarten. Wichtig für den Futterwert ist das richtige Verhältnis zwischen Ober- und Untergräsern.

Untergräser

Weidegräser bilden deutlich mehr bodennahe Blätter aus und sind an eine hohe Nutzungsfrequenz angepasst und können die benötigte Energie zur Regeneration aus der verbleibenden Blattfläche nach der Nutzung mobilisieren. Sie stehen für eine dichte, stabile Grasnarbe.

Obergräser

Wiesengräser hingegen speichern ihre Reserven in Stoppeln und Wurzeln, die nach einem deutlich späteren Nutzungstermin für die Regeneration zur Verfügung stehen.


feiner kurzer Halm
vorwiegend auf Weiden
viele Seitentriebe, hoher Blattanteil
dichte Bestände, dichte Grasnarbe

großer kräftiger Halm
vorwiegend auf Wiesen
neigen zur Verholzung
ergeben große Futtermasse

Besonders nach Jahren mit stark schwankenden Witterungseinflüssen auf Grasnarben stellt sich die Frage nach der geeigneten Grasart, bzw. Nachsaatmischung. Die Gräser müssen anpassungsfähig sein an den Standort und an das Bewirtschaftungsregime, sollen eine hohe Futterqualität bringen und über Jahre hinweg konkurrenzfähig gegenüber anderen Arten und widerstandsfähig gegen Krankheiten sein.

Nachsaat oder Neuansaat

Um den Wert des Bestandes zu bewerten, ist das Erkennen der einzelnen Arten unerlässlich. Dabei werden die vorherrschenden Arten und deren Zusammensetzung auf der Fläche beurteilt. Nur so kann entschieden werden, ob eine Grünlandfläche erneuert oder umgebrochen werden muss.

Bei der Auswahl der Gräsermischung sollte auf die Standorteignung und die Nutzungsrichtung der Mischung geachtet werden. Abhängig vom Anteil hochwertiger Gräser empfiehlt sich eine Nachsaat bzw. Neuansaat.

Für Nachsaaten in die Altnarbe sind Arten zu empfehlen, die sich besonders in der Anfangsphase gegen die Altnarbe durchsetzen und insgesamt konkurrenzstark sind, das gilt besonders für das Deutsche Weidelgras. Auch Wiesenschweidel ist geeignet. Die Arten sollten langlebig sein.

Neuansaaten, evtl. mit einer Deckfrucht angesät, können sich ungünstig entwickeln, wenn nicht die richtigen Mischungspartner verwendet werden. Um einen lang ausdauernden Bestand zu erreichen sollten die besten Bedingungen herrschen. Dazu gehören neben einer ausreichenden Wasserversorgung als entscheidender Faktor auch ein gut vorbereitetes Saatbett. Neuansaaten verursachen sehr hohe Kosten und sind mit einem gewissen Risiko verbunden.

Grünlanderneuerung sollte nachaltig, ausdauernd und standortangepasst erfolgen.

Kleine Gräserkunde

Welsches Weidelgras / Lolium multiflorum

weniger ausdauerndes Obergras (80-100 cm)

hohe Konkurrenzkraft bei der Aussaat

Nutzungsdauer von 1-3 Jahren

hohe Konkurrenzkraft durch schnelle Jugendentwicklung

hochwertiges Obergras mit hohem Futterwert (Note 8)

sehr gute Erträge bei intensiver Düngung

empfindlich in rauhen Lagen und Trockengebieten

hauptsächlicher Einsatz im Feldfutterbau, auch als Kleegrasgemisch

nicht geeignet für Dauergrünland

empfohlen für kurzfristige Feldgrasweiden

Deutsches Weidelgras / Lolium perenne

ausdauerndes, horstbildendes Untergras, bildet auch Kriechtriebe

dichte Narben, gute Trittfestigkeit, gutes Nachwuchsvermögen

qualitativ hoher Futterwert (Note 8)

auch für Nachsaaten geeignet

Verbreitung auf frischen, feuchten Lagen

Einjähriges Weidelgras / Lolium westerwoldicum

kurzlebige, schnellwüchsige Unterart des Welschen Weidelgras

unter günstigen Bedingungen nach 6-8 Wochen schnittreif

bildet nach jeder Nutzung erneut Halmtriebe

schließt schnell Lücken nach Auswinterung

gut geeignet als Zwischenfrucht nach Getreide, liefert nach 8-10 Wochen gute Futtererträge als Grünfutter oder Silage

Bastardweidelgras

ein- bis mehrjähriges horstbildendes Obergras (80-100 cm)

nicht sehr winterhart, Auswinterungsgefahr in rauhen Lagen und kalten Trockengebieten

Guter Futterwert (Note 8) als Grünfutter, Silage oder Heu

Mischung mehrerer Sorten (früh/spät; diploid/tetraploid) empfehlenswert.

nicht geeignet für Dauergrünland

gut geeignet für kurzfristige Feldgrasweiden

Wiesenrispe

bildet unterirdische Ausläufer und erzeugt dichte Grasnarben, hohe Trittfestigkeit

geeignet für trockene Lagen bei intensiver Nutzung als Mähweide oder Weide

sehr langsame Jugendentwicklung und geringe Konkurrenzkraft

volle Ertragsleistung erst nach mehreren Nutzungsjahren

sehr guter Mischungspartner für Wiesenmischungen

Wiesenfuchsschwanz

Obergras mit sehr früher Blüte

hauptsächlich auf feuchten, nährstoffreichen Wiesen

aufgrund langsamer Jugendentwicklung erst im zweiten Jahr volle Ertragsfähigkeit

Futterwertzahl 7, ausdauernd und Frühschnitt-verträglich

bei intensiver Düngung bis zu vier Nutzungen / Jahr

gut Kälte-und Schneeverträglich

Wiesenschwingel

horstbildendes Obergras mit enormer Winterhärte

Futterwertzahl 8 mit hohem Blattanteil

geeignet für mittlere Nutzungsintensität

rasche Jugendentwicklung

geringe Konkurrenzkraft gegen Weidelgräser

Wiesenlieschgras

horstartiges Obergras mit sehr später Blüte

mit Futterwert 8 geeignet für Wiesen und Weiden

vielschnittverträglich, winterhart, ausdauernd

durch geringe Konkurrenzkraft oft verdrängt

gedeiht gut auf frischen feuchten Standorten und ist trockenempfindlich

Knaulgras

ausdauernd und horstbildend mit eher geringer Bedeutung

hochwüchsig mit guter Massebildung

vorwiegend für wärmere, mäßig trockene bis frische Lagen und tiefgründige, lehmig-humose Böden

empfindlich bei Weide- und Vielschnittnutzung

Nutzung überwiegend in Mischungen für weniger attraktive Wiesen sowie in Luzerne- und Kleegrasgemischen

Rotschwingel

ausdauerndes Untergras, dessen Sorten in drei Gruppen unterteilt werden

Ausläuferrotschwingel für die landwirtschaftliche Nutzung

relativ winterhart mit geringen Ansprüchen an Boden und Klima, jedoch nicht an extrem trockenen, nassen oder nährstoffarmen Standorten

Narbenbildner dort, wo Dt. Weidelgras oder Wiesenrispe nicht sicher gedeihen

Verträgt Beweidung sehr gut, aber nur bedingt für die Schnittnutzung geeignet

unentbehrlicher Mischungspartner für rauhe und ungünstige Standorte

Horstrotschwingel und Rotschwingel mit kurzen Ausläufern finden ausschließlich im nichtlandwirtschaftlichen Bereich Verwendung.

Rohrschwingel

ausdauerndes, horstbildendes, blattreiches und halmarmes Obergras

sehr winterhart und unempflindlich gegen Nässe und Trockenheit.

auf nasskalten, nicht entwässerten Böden, auf denen wertvollere Gräser nicht sicher gedeihen.

Für Weide- und Futternutzung nur bedingt geeignet, z.B. für extensive Rinderhaltung in milden Lagen

Verwendung als Begrünung und Einsaat in Flächen mit hoher Belastung

Schafschwingel

ausdauerndes niedriges Untergras mit stark ausgeprägtem Wurzelsystem

geeignet auf nährstoffarmen, trockenen Sandböden

sehr widerstandsfähig, aber sehr hart, deshalb von geringem Nutzwert

Verwendung in Mischungen, vor allem zur Begrünung, Landschaftsrasen und Aussaat an Böschungen

Bei Gräsern unterscheidet man zwischen den horstbildenden und ausläuferbildenden Gräsern. Diese schließen durch über- oder unterirdische Rhizome vorhandene Lücken in der Grasnarbe.

Ungräser sind rasenbildende Gräser mit schlechter Futterqualität, weil sie entweder schlecht schmecken(Quecke), behaart (Honiggras) oder hart (Rohrschwingel) sind.

Leguminosen im Grünland

Leguminosen können mit Hilfe von Rhizobien dem Boden Stickstoff zuführen, als Tiefwurzler sind besonders Luzerne und Rotklee in der Lage, Verdichtungen zu beseitigen und Trockenperioden zu überdauern. Eine ganzjährige Beschattung führt außerdem zur Unkrautunterdrückung.

Weißklee

ausdauernd, niedrig wachsend mit oberirdischen Ausläufern

hohe Futterqualität,gute Winterhärte

Tritt- und Vielschnittverträglichkeit

gute Anpassungsfähigkeit

rasches Nachwachvermögen

abgetretene Triebe bilden neue Wurzeln/Pflanzen

Aussaat häufig im Gemisch mit Gräsern

Nutzung auf Intensivweiden, weniger als Mähnutzung

Rotklee

wertvolle Futterpflanze, in erster Linie im mehrjährigen Ackerfutterbau genutzt

auch im extensiven Dauergrünland eingesetzt

zweijährig bis ausdauernd

bildet tiefe Pfahlwurzeln, hat keine oberirdischen Kriechtriebe

einjährige Triebe sterben im Winter ab

Reinsaat im Frühjahr – zwei Schnitte im Ansaatjahr

Aussaat in Mischungen bei mehrjähriger Nutzung, wobei Kleeanteil im zweiten Jahr abnimmt

Luzerne

ertrag- und proteinreiche Futterpflanze für trockene Lagen

starke bodenverbessernde Wirkung

geringe Konkurrenzkraft gegenüber Unkräutern

benötigt ausreichende Kalkversorgung

hoher Bedarf an Wasser, Wärme und Sonne

Aussaat eher in Mischung mit Rotklee-Grasmischungen

Hornklee

kleeartige Futterpflanze für trockene Standorte mit extensiver Mäh- und Wiesennutzung

Tiefwurzler mit starken Bestockungsvermögen

sehr gute Winterhärte und Trockenresisitenz

relativ langsame Jugendentwicklung

geeignet für mehrjährige Kleegrasmischungen und Wiesenansaaten

Alexandrinerklee

stammt aus dem Mittelmeerraum

kann in Reinsaat als auch in Mischungen ausgesät werden

einjährig, deshalb häufig im Feldfutter oder im Zwischenfruchtbau eingesetzt

bei ausreichend Niederschlag sind 4-6 Schnitte möglich

höchste Ertragserwartung in Mischungen mit kurzlebigen Weidelgräsern

kaum Einsatz im Grünland